Warum aber
nehmen Pollenallergie und Heuschnupfen zu? Nach heutigem Kenntnisstand
sind folgende Ursachen verantwortlich:
- Zunahme
der Windblütler - Pollenkonzentration in der Luft
Bei der städtebaulich geplanten Begrünung von Innenstätten
wurden und werden vorranging hochallergene Windblütler angepflanzt,
wie Koniferen, Birke und Hasel. Insbesondere am Beispiel von Tokio ist
dies belegt. Dort pflanzte man nach dem Krieg eine Monokultur hochallergener
Bäume an. Als sie nach Jahrzehnten geschlechtsreif wurden nahm
eine Heuschnupfenwelle ihren Lauf.
Auch für Deutschland ist die Zunahme der Konzentration fliegender
Baumpollen bekannt. Je nach Baumart hat der Pollenflug zwischen 1969
und 1996 um das zweieinhalb bis sechsfache zugenommen. Eine insgesamt
höhere Pollenkonzentration – gemessen durch die Zahl der Pollen
pro Kubikmeter Luft – konnte insbesondere bei den Pflanzengattungen
gezeigt werden die zwischen Juni und September blühen (Gräser,
Getreide, Gänsefuß, Sauerampfer, Spitzwegerich).
- Klimatisch
bedingter verlängerter Pollenflug
Doch nicht nur die Mengenzunahme fliegender Pollen, sondern auch eine
verlängerte Dauer des Pollenfluges erklärt die zunehmende
Heuschnupfenbelastung. So wurde in Gesamtmitteleuropa, auch in
Deutschland eine Verlängerung des Pollenfluges für
Gräser und Kräuter, aber auch für Bäume, die
zwischen März und Mai blühen (Birken, Eichen, Buchen, Eschen,
Platanen,Linden) festgestellt. Das Meterologische Institut der FU
Berlin untersuchte 24 Jahre den Berliner Birkenpollenflug und stellte
fest, dass sich die Blütezeit der Birke durchschnittlich um 8 Tage
verlängert hat. Gleichzeitig stieg die Durchschnittstemperatur im
März in Berlin um 0,7 Grad Celsius an.
Auch
wenn keine endgültigen Beweise vorliegen, deutet vieles darauf
hin, dass die globale Erderwärmung
von entscheidendem Einfluss ist, die in Mitteleuropa zu weitreichenden
Veränderungen im ökologischen Gefüge geführt hat.
Höhere Frühlingstemperaturen und ein früherer Frühlingsanfang,
eine längere Herbstzeit und wärmere und kürzere Winter
stellen nicht nur die Natur, sondern auch den Pollenallergiker vor eine
große Herausforderung.
- Zunahme
von allergiefördernden Luftschadstoffen
Durch die zunehmende Industrialisierung kommt der Mensch in immer intensiveren
Kontakt mit zahlreichen chemischen Abfallprodukten, insbesondere wenn
diese über die Luft entsorgt werden. Allem voran zu nennen ist
hierbei die Zunahme des Autoverkehrs mit seinen manigfaltigen Abgasen.
Auch wenn die Abgase in die Luft geblasen werden, „lösen sie
sich nicht in Luft auf“ und werden von uns über Nase und Mund
eingeatmet. An den Atemwegen (Nase, Bronchien, Lungen) können diese
Abgase als Reizstoffe dann eine Entzündung auslösen, wodurch
es zum erleichterten Eindringen von Pollen über die gereizten Schleimhäute
in unseren Körper kommt.
Auch wenn solche gasförmigen Reizstoffe
keinen direkt allergieauslösenden Charakter besitzen, können
sie so dennoch die Entstehung von Allergien
und Heuschnupfen fördern. So konnten Untersuchungen
zeigen, dass die Häufigkeit von Heuschnupfen bei Einwohnern, die
an verkehrsreichen Straßen lebten deutlich höher war, als
bei Einwohnern, die in verkehrsarmen Regionen wohnten. Auch konnten
in den luftverschmutzten städtischen Bereichen unabhängig
vom Wetter höhere und über den Tag hinweg längere nachweisbare
Pollenkonzentrationen gemessen werden, als im Vergleich zu ländlichen
Gebieten. Möglicherweise kommt es durch die Interaktion von Luftschadstoffen
mit den Pollen bereits in der Außenluft zu einer vemehrten und
aggressiv veränderten Pollenfreisetzung und Allergenität.
Nach heutigem Stand haben folgende Luftschadstoffe allergiefördernde
Eigenschaften:
•
gasförmige Luftschadstoffe: Schwefeldioxid (20%Haus-, 70% Industrie-feuerung)
Stickstoffoxyde (70% Motorfahrzeuge, 25% Industriefeuerungen)
• partikelförmige Luftschadstoffe: Tabakrauch (insbesondere
als Passiv-raucher), Dieselruß (hauptsächlich Straßenverkehr).
Die Therapie
eines Heuschnupfens kann zunächst medikamentös erfolgen
(Augen- und Nasensprays, Tabletten).
Bei stärkeren Beschwerden sollte eine Immuntherapie, die sogenannte
Hyposensibilisierung erfolgen um den
Übergang in ein allergisches Asthma rechtzeitig zu unterbinden. Bezüglich
weiterer Informationen zur Hyposensibilisierung empfehle ich Ihnen meine
Praxisinformation Thema 3: Wie funktioniert eine
Hyposensibilisierung.
Wichtigste
Maßnahme
bei einer Allergie ist jedoch immer die Vermeidung
des auslösenden Allergens. Gerade bei einem Heuschnupfen
infolge Pollenallergie ist dies jedoch unmöglich, da bedingt durch
Luft und Wind je nach Blütezeit die Allergene (Pollen) allgegenwärtig
sind. Um so wichtiger ist es, wenigstens das Ausmaß
des Pollenkontaktes möglichst zu begrenzen und niedrig zu halten.
Diesbezüglich rate ich Heuschnupfenpatienten zu folgenden Maßnahmen:
- Tägliches!
Duschen und Haarewaschen
Wenn der Tag für Sie im Freien beendet ist, sollten Sie duschen
um die überall auf der Haut klebenden Pollen nicht weiter in der
Wohnung oder gar im Bett zu verlieren und zu verteilen. Wichtig ist
insbesondere die tägliche Haarwäsche, da hier erhebliche Pollenmengen
abgelagert sind.
- Kleidung
separiert lüften
Wenn der Tag im Freien für Sie beendet ist sollten Sie nach dem
Duschen frischgewaschene Kleidung anziehen, die vorher nicht im Freien
getragen wurde. Die pollenbeladene Kleidung vom Tag sollten Sie nicht
im Schlafzimmer ablegen, da auf diesem Wege der größte Teil,
der durch die Kleidung aufgenommenen Pollen ins Zimmer kommt. Versuchen
Sie die tagsüber getragene Kleidung in einem Zimmer zu separieren,
das Sie gut lüften und leicht reinigen können.
Auch sollte frisch gewaschene Wäsche während des Pollenfluges
nicht im Freien zum Trocknen aufgehängt werden.
- Aufenthalt
im Freien planen
Begrenzen oder vermeiden Sie den Aufenthalt im Freien zu den Spitzenbelastungszeiten
des Pollenfluges. Diese Zeiten erfahren Sie aus Tageszeitungen oder
bei Pollenfluginformationsdiensten, z.B. über das Internet. Adressen
sind im Anhang zu dieser Patienteninformation angefügt.
An Tagen mit kühler Witterung oder an regnerischen Tagen ist der
Pollenflug deutlich geringer, solche Tage sollten für Sie im Freien
verträglicher sein.
- Gezieltes
Lüften der Wohnung
Idealer Zeitpunkt zum Lüften besteht in den Morgenstunden nach
0 Uhr bis 4 Uhr morgens. Spätestens zum frühen Sonnenaufgang
sollten intensive Durchlüftungsmaßnahmen der Wohnung / Schlafzimmer
beendet sein. Wer darüber hinaus nicht auf Frischluft verzichten
möchte, sollte spezielle "Pollenschutzfolien" vor dem
Fenster installieren die im Fachhandel erhältlich sind.
- Reinigung
der Wohnung
Während der Pollenflugzeit sollten Sie Ihre Wohnung regelmäßig
staubsaugen (mit Feinstaubfilter!) und die Oberflächen im Wohnbereich
feucht wischen. Versuchen Sie die tagsüber getragene Kleidung in
einem Zimmer zu separieren, dass Sie regelmäßig gut lüften
und leicht reinigen können.
- An
Haustiere denken
Auch Haustiere tragen erhebliche Mengen von Pollen in Ihre Wohnung.
Überdenken Sie daher Maßnahmen der Körperreinigung,
bzw. der zeitlichen Begrenzung im Freien auch für Ihr Haustier.
- PKW-Benutzung
Nach längeren Standzeiten können im Lüftungssystem große
Mengen von Pollen abgelagert sein, die beim Einschalten der Ventilation
in den Innenraum geblasen werden. Daher sollten Sie die Ventilation
bei noch offenen Autotüren (ohne im Auto Platz zunehmen!) ordentlich
durchblasen lassen oder besser lassen Sie einen Pollenfilter in die
Lüftungsanlage einbauen.
- Urlaubsplanung
Planen Sie , wenn möglich Ihren Urlaub auswärts dann, wenn
für Sie die allergieauslösenden Pollen in der Luft zu Hause
am stärksten belastend sind. Gering pollenbelastet ist z.B. der
küstennahe Mittelmeerraum oder die Kanaren.
Hierzulande gelten die deutschen Nordseeinseln als relativ pollenarm,
insbesondere Helgoland nimmt wegen seiner küstenfernen Lage hier
eine herausragende Stellung ein. Bei den ost- und nordfriesischen Inseln
hingegen ist die Pollenbelastung unberechenbar, weil sie stark von der
herrschenden Windrichtung abhängt.
Als pollenarme Region ist außerdem das Hochgebirge oberhalb 2000m
Höhe empfehlenswert und in Gebirgsregionen über 1000m ist
der Pollenflug gegenüber Tal-Lagen bereits deutlich reduziert.
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