Notfallverhalten bei Insektengiftallergie
- Notfallverhalten für Risikopatienten mit Bienen- und Wespengiftallergie
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Patienten
mit einer Insektengiftallergie sollten von ihrem Arzt mit einem Notfallset
ausgestattet sein, um nach einem unvorhersehbaren Stich mögliche
schwere Folgen einer allergischen Reaktion durch eine frühzeitige
eigene Therapie abschwächen zu können.
1. Tragen
Sie das Ihnen verordnete Notfallset immer
bei sich und verinnerlichen Sie sich die Anwendung.
2. Nach einem Stich, Ruhe bewahren! Menschen in der Umgebung über
den Stich und mögliche Folgen informieren.
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Honigbiene
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3. Einen in der
Haut verbliebenen Stachel sofort entfernen, aber Achtung:
den Stachel nicht mit den Fingern herausziehen (Giftsack könnte ausgedrückt
werden!) sondern mit den Fingernägeln wegkratzen.
Bei beginnenden
Symptomen der Insektengiftallergie sollten Sie das Ihnen verordnete Notfallset
wie mit Ihrem Arzt besprochen anwenden.
Zusätzlich
sollten Sie immer den nächsten Arzt sofort aufsuchen, oder den Notruf wählen
(Telefon: 112).
Bitte
beachten Sie: Eine allergische
Reaktion auf einen Insektenstich tritt meist sehr
schnell innerhalb von 10-30 Minuten nach dem Stich auf. Gefährlichste
Komplikation im Falle einer allergischen Stichreaktion ist ein allergischer
Schock (anaphylaktischer Schock) mit Zusammenbruch des Kreislaufs
und im Extremfall ein tödlicher Herz- und Atemstillstand. Alleine in Deutschland
führen unbehandelte Insektengiftallergien zu 10 bis 20 Todesfällen pro Jahr
(wahrscheinlich zusätzlich hohe Dunkelziffer).
Folgende Warnsymptome
gehen häufig einem allergischen Schock voraus und sollten von Ihnen sehr ernst
genommen werden:
- Brennen und
Juckreiz an den Handinnenflächen und Fußsohlen
- Bennen und Juckreiz
im Hals- Rachenraum
- Hitzewallungen
- Schwächegefühl
- Atembeschwerden
Bitte
vermeiden Sie:
- Hektische
unkontrollierte Abwehrbewegungen wenn
sich Ihnen ein Insekt nähert, da die Agressivität und das Angriffsverhalten
der Insekten visuell duch Bewegungsreize ausgelösst wird. Bewahren Sie
Ruhe und wehren Sie das Insekt gezielt ab. Obwohl sich das Vorurteil der "agressiven",
direkt angreifenden Wespen hartnäckig hält, sind die Kurzsichtigkeit
der Tiere und ihr ausgeprägter Sinn für Duftreize die Gründe
für den typischen nahen Anflug an Objekte ihres Interesses.
- Verzichten
Sie während der Flugzeiten von Wespen und Bienen (März bis Ende Oktober je
nach Witterung) auf Parfüms, Deodorants, Rasierwasser und andere duftende
Pflegeprodukte, da Wespen und Bienen durch Duftstoffe angelockt
werden.
- Tragen Sie
keine farbigen Blumenmuster insbesondere
keine schwarzen und gelben Stoffe; die Farben Weiß, Braun und Grün haben die
wenigste Anziehungskraft auf die Insekten.
- Vermeiden Sie
lang fliegende Kleider oder Hemden, da
sich die Insekten hierrin verfangen könnten.
- Tragen Sie
keine offnen Schuhe und gehen Sie im Freien
nicht barfuß, da Wespen gerne in Erdlöchern
hausen, und Bienen gerne im Klee sitzen.
- Auch Ihnen
sei der Genuß von Speisen und Trinken bei schönem
Wetter im Freien gegönnt. Seien Sie aber umsichtig (Getränke nicht
offen stehen lassen, süße Nahrungsmittel z. B. Torten abdecken, Nahrungsabfall
gleich entsorgen) und stellen Sie spezielle Kerzen auf, die mit ihrem Geruch
Bienen und Wespen fernhalten sollen.
- An geeigenten
Futterstellen kann es zu großen Ansammlungen von Wespen kommen z.B.
Bäckereivitrinen,
Abfallkörbe, Komposthaufen, Obstbäume, Kleerasen
und Rapsfelder . Seien
Sie hier besonders wachsam.
- Bei schwül-heißem
Wetter sind Bienen und Wespen agressiver und stechlustiger.
- Panik
und Angst nach einem Stich. Bleiben Sie ruhig und informieren Sie
Menschen in Ihrer direkten Nähe. Wenden Sie Ihr Notfallset wie mit Ihrem Arzt
besprochen an.
Als Therapie für
Bienen und Wespengiftallergiker sollten Sie mit ihrem Arzt die Möglichkeit
einer Allergieimpfung (Hyposensibilisierung)
erörtern. Siehe hierzu auch Praxisinformation
Thema 3. Die Insektengift-Hyposensibilisierung ist in der Regel gut verträglich
und zählt zu den effektivsten Therapieformen allergischer Erkrankungen.
Zwischen 80-90% der Patienten können mit dieser Therapie dauerhaft von Ihrer
Allergie geheilt werden.
Steckbrief:
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Honigbiene:
- Hauptflugzeit:
Ende Februar (Weidenblüte) bis Anfang November
- Aussehen: Bräunlich gefärbt, brauner Hinterleib mit starker Behaarung
- Verhalten:
eher friedlich (Stich bei Reizung oder in Nähe des Bienenstockes
als Verteidigung)
- Bevorzugte
Aufenthaltsorte: In der Nähe von blütenreichen Flächen, typisch sind
Kleerasen, Vorsicht beim Blumenpflücken und Barfusslaufen
- Giftmenge
pro Stich: 50 - 150 Mikrogramm
- verliert
ihren Stachel beim Stich auf der Haut des Opfers
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Wespe:
- Hauptflugzeit:
Mai bis Anfang November
- Aussehen:
auffälliges Körpermuster durch die gelb-schwarze Bänderung
- Verhalten:
eher aggressiv (stechen mal eben im Vorbeiflug)
- Bevorzugte
Aufenthaltsorte: Beim Essen und Trinken im Freien, Limonaden, Kuchen,
Bier und Grillgut, Bäckereien, Fallobst und Abfallkörbe
- Giftmenge
pro Stich: 5 - 10 Mikrogramm
- ziehen
nach dem Stich den Stachel in ihren Körper zurück; Ausnahmen sind aber möglich!
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(Tabelle modifiziert in Anlehnung an Mauss V,Rueff F.: Hinweise
zur Unterscheidung von Bienen- und Wespen-Gruppen mit Relevanz für systemische
Stichreaktionen in Zentraleuropa. Allergo J Int 2017; 26: 81-7)
Die
vorliegende Patienteninformation meiner Praxis wurde für Sie nach dem heutigen
Stand des ärztlichen Wissens auf der Basis der aktuellen medizinischen
Fachliteratur erstellt.
Bild 1 mit freundlicher Genehmigung der Allergopharma Joachim Ganzer KG
Bild 2 und 3 mit freundlicher Genehmigung von Dipl. Biol. Volker Mauss, Zentrum
für Wespenkunde
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