Die richtige Ernährung allergiegefährdeter Kinder

- Empfehlungen zu einer altersabhängigen Basis- und Aufbauernährung für Säuglinge und Kleinkinder mit nahrungsmittelverknüpfter Neurodermitis -


 

Während im Erwachsenenalter Nahrungsmittelallergien für die Provokation einer Neurodermitits nur bei einer kleinen Untergruppe der Patienten eine Rolle spielt, weisen im Kindesalter etwa 30% bis 50% aller Neurodermitiker eine Nahrungsmittelallergie auf.Von Kindern, die eine Neurodermitis entwickeln, erkranken bereits 75% im ersten Lebensjahr und 85% innerhalb der ersten fünf Lebensjahre. Einer vorbeugenden und gezielt ausgesuchten Kost und Nahrungsaufbau kommt somit im Säuglings- und Kindesalter eine entscheidende Bedeutung zu.

Die Einhaltung einer allergenarmen Kost während der Schwangerschaft ist nicht nötig.

Die Einhaltung einer mütterlichen allergenarmen Kost während der Stillzeit (Verzicht auf Milch, Ei, Fisch, Erdnuß, Soja) wird nicht empfohlen.

Nach Geburt Ihres Kindes sollten Sie es mindestens vier Monate lang ausschließlich stillen, ohne andere Nahrungsmittel beizufüttern, insbesondere keine anderen Milchprodukte.

Bei neurodermitisgefährdeten Säuglingen, denen Muttermilch nicht zur Verfügung steht, oder die Muttermilchproduktion nicht ausreicht, sollte mit sogenannten "H.A." (d.h. HypoAllergenen) Milchnahrungen gefüttert werden.

Bei Unverträglichkeit gegen diese Produkte oder gesicherter Kuhmilchallergie müssen Sie auf sogenannte "Semielementarnahrung" ausweichen, die Sie unter verschiedenen Handelsnamen in Apotheken kaufen können. Diesbezüglich haben sich in jüngst veröffentlichten Untersuchungen insbesondere Kasein-Hydrolysate als besonders günstige allergievorbeugende Säuglingsnahrung für Hochrisikokinder herausgestellt.

Die HA Nahrung und die Semielementarnahrung können auch nach dem Abstillen den Säuglingen und Kleinkindern weiter als Milchersatz angeboten werden.

Nach dem 5. - 6. Lebensmonat aber vermögen Muttermilch oder die Milchersatznahrungen nicht mehr den Energie- und Nährstoffbedarf des wachsenden Kindes zu decken und ihr Kind braucht eine Aufbaunahrung.

Mit dem 5. Lebensmonat (spätestens jedoch nach dem 6. Lebensmonat) sollte zunächst mit Karotten, Kartoffeln, weiterem Gemüse und Obst in ansteigenden Mengen begonnen werden (siehe Tabelle am Ende der Praxisinformation). 

Das neue, Ihrem Kind gegebene Nahrungsmittel sollte in täglich langsam ansteigenden Mengendosierungen für je eine Woche auf seine Verträglichkeit getestet werden. Die Gesamtdosis des getesteten Nahrungsmittels sollte gegen Ende der Testwoche ungefähr der durchschnittlichen täglichen Einnahme entsprechen, die ein Kind zur Sättigung benötigt.

Wurde dieses neu gefütterte Nahrungsmittel gut vertragen, können Sie in der nächsten Woche ein weiteres Nahrungsmittel zufüttern, auch wieder in täglich langsam ansteigenden Mengendosierungen über eine Woche. So ergänzen Sie langsam wochenweise die Aufbaunahrung Ihres Kindes (siehe unten stehende Tabelle).

Auf Sojamilch und Eier sollte aufgrund der hohen Allergenität in den ersten 12 Lebensmonaten vollständig verzichtet werden und erst später nach Überprüfung der Verträglichkeit zugefüttert werden. Kuhmilch (Vollmilch) sollte frühestens im zweiten Lebenshalbjahr gegeben werden und nur in begrenzter Menge (200 ml) im Brei (Abendbrei), nicht aber für die Flasche verwendet werden. 

Hirse und Reisflocken sind im Rahmen der Breikost ab dem 6. bis 7. Lebensmonat empfehlenswert, danach können auch Haferflocken und Weizengries gegeben werden.  Weitere Produkte die aus Weizenmehl hergestellt werden, sollten ab dem 10. Lebensmonat probiert werden, z.B.: alle Weiß- und Graubrotsorten (außer mit der Angabe 100% Roggenanteil) Zwieback, Bisquits, Waffeln, Kuchen, Teigwaren aller Art wie Spaghetti, Spätzle.

Als Getränke können Sie, je nach Verträglichkeit der einzelnen Obst- und Gemüsesorten, mit Wasser verdünnte Obst- und Gemüsesäfte anbieten.

Ebenso geeignet ist Mineralwasser, dies sollte kalzium- und magnesiumreich und kohlensäurearm sein.

Als Tee werden allergenarme Sorten, wie Stiefmütterchentee und echter Kamillentee empfohlen. Allergisierende Teesorten, wie Fenchel-, Kümmel- oder Anistee sind zu vermeiden.

Auf Würzen und Gewürze sollte im Kindesalter weitestgehend verzichtet werden. Als allergiesierende Gewürze sind insbesondere die Nachtschattengewächse (Paprika, Chilli und Chayennepfeffer) zu meiden. Als Alternative kann ein Erwachsener bei Verlangen auf schwarzen oder weißen Pfeffer, auf Muskat und Lorbeer ausweichen. Gegen Salz gibt es in jedem Lebensalter keine Einwände.

Auf Zucker braucht nicht verzichtet zu werden, da wie neue Untersuchungen zeigen, konnte Zucker zu keiner Verschlechterung einer Neurodermitis führt.

Auf Citrusfrüchte (Mandarine, Orange, Apfelsine, Grapefruit, Limone, etc) und deren Säure, die Citronensäure (z.B. häufig als Geschmacksverstärker in vielen Fruchtsäften) und Nüsse (Erdnuß!, Haselnuß, Walnuß, etc) sollte in den ersten 12 - 18 Lebensmonaten vollständig verzichtet werden und erst später nach Überprüfung der Verträglichkeit zugefüttert werden.

Sollte Ihr Kind in den ersten 6 - 18 Lebensmonaten ein Nahrungsmittel nicht vertragen haben, bedeutet das nicht ein lebenslanges Verbot dieses Nahrungsmittels. Vielmehr ist das Immunsystem Ihres Kindes noch nicht ausgereift, und noch lernfähig, so daß bei einer aufgetretenen Nahrungsmittelallergie ein Verbot für dieses Nahrungsmittel nur für ein bis zwei Jahre angebracht ist. Danach kann das ehemals nicht vertragene Nahrungsmittel - nach Absprache mit Ihrem Arzt - erneut probiert werden.

Generell ist die Prognose für Kinder mit Nahrungsmittelallergie günstig: In der Regel entwickelt sich innerhalb weniger Jahre eine Toleranz (die Allergie wächst sich aus) und rund 80 % der Kinder werden bis zum Schulalter symptomfrei.
Ausgenommen hiervon sind Unverträglichkeiten gegenüber Citrusfrüchten, und Allergien auf Erdnüsse und Fisch, die in der Regel lebenslang bestehen bleiben. Diese Nahrungsmittel sollten daher auch von älteren Kindern und erwachsenen Neurodermitispatienten im Falle einer Unverträglichkeit bzw. Allergie gemieden werden.

Auch die im Erwachsenenalter neu erworbenen Allergien gegenüber Nahrungsmitteln scheinen lebenslang anzuhalten.

 

Aufbaunahrung für Kinder mit Neurodermitits
- modifiziert in Anlehnung an Behr-Völtzer C. et al.: Diät bei Nahrungsmittelallergien und -Intoleranzen.
Urban und Vogel Medizin Verlagsgesellschaft (2006) 3. Auflage
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(auch zum Druck geeignet)



Die vorliegende Patienteninformation meiner Praxis wurde für Sie nach dem heutigen Stand des ärztlichen Wissens auf der Basis der aktuellen medizinischen Fachliteratur erstellt.

Die Praxisinformation entstand mit freundlicher Unterstützung von Dipl. Ernährungswissenschaftlerin Monika Brenz-Rickert (Zertifikat Allergieberaterin für Ernährungsfachkräfte DAAB), Forum für Ernährungsberatung und -therapie, Aschaffenburg.

 

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